Das Abenteuer mit dem Abenteuer

Das Lied des lorHeute ist beim Uhrwerk-Verlag das Myranor-Abenteuer Das Lied des Lor erschienen. Und somit das erste Buch, auf dem mein Name drauf steht 🙂 . Also, unter anderem, denn das Abenteuer ist eine Gemeinschaftsproduktion von drei Leuten. Aber, egal. Mein Name!!!11elf 🙂

Da muss ich dann doch nochmal darüber bloggen, wie das alles zustande kam und wie das alles so war und überhaupt.

Okay, aber vorher mal kurz drei Sätze zum Abenteuer: Das Lied des Lor ist ein DSA-Abenteuer, allerdings für den Westkontinent Myranor, der zwar grundlegend die gleichen Regelgrundmechaniken nutzt, sich vom Hintergrund und den Regelausarbeitungen her aber doch inzwischen sehr von Aventurien unterscheidet. Das Abenteuer selbst spielt im hohen Norden des Kontinents, für den es bisher kaum spielbares Material gibt, und dreht sich um eine uralte Bedrohung, die einen ganzen Landstrich ins Chaos zu stürzen droht. Die Charaktere stehen vor der Herausforderung, erstmal herauszufinden, was überall los ist und sich schließlich zum Grund des Übels zu begeben und Abhilfe zu schaffen. So weit, so gewöhnlich. Unser Ziel war es allerdings, trotz allem ein recht freies Szenario zu erschaffen, und so sind auch nur sehr wenige Ereignisse vorgegeben. Der ganze Mittelteil und quasi das Herzstück des Abenteuers besteht daraus, dass die SC auf eigene Faust recherchieren und selbst entscheiden, wann sie genug Infos haben, um sich dem Bösen™ zu stellen. Und je nachdem, wie viel sie rausgefunden haben, gestaltet sich das Finale auch anders und sie haben mehr oder weniger Optionen und erreichen ein anderes Ergebnis. Und damit das ganze nicht zu langweilig wird und die Helden sich in Ruhe zu Tode recherchieren können, gibt es gleichzeitig noch einen Eskalationsmechanismus, der quasi die Kacke immer weiter zum Dampfen bringt und Zeitdruck aufbaut. Also … jedenfalls hoffen wir, dass das Ganze so funktioniert. Es ist nämlich für uns alle das erste Abenteuer, das wir veröffentlichen.

Tatsächlich kam ich zum Abenteuer wie die Jungfrau zum Kinde, denn Nandurion-Kollege Josch fragte mich irgendwann, ob ich nicht Lust hätte, bei einem Abenteuer für Myranor mitzuschreiben, an dem er arbeitet. „Ja, klar“, sagt man auf sowas natürlich. Ich jedenfalls. Josch schickte mir dann die 4 Konzepte, die es für Abenteuerideen gab, wir einigten uns mehr oder weniger auf das Abenteuer, was jetzt gerade erschienen ist. „Mehr oder weniger“, weil es damals noch ein leicht anderes Konzept hatte und auch in einer anderen Region spielen sollte. (Was genau dahintersteckt, kann man in diesem Werkstattbericht erfahren. Dort findet ihr auch die Antwort auf die Frage, wieso das Abenteuer beinahe den Titel „Der Riesenkarpfen der Verdammnis“ bekommen hätte.)

Tatsächlich passierte dann erst mal eine ganze Weile lang … nix. Wir wollten eigentlich mal anfangen, aber es war ständig irgendwas anderes zu tun. Wirklich Schwung in die Sache kam dann, als wir Andreas aka Cifer als dritten Mitschreiber mit ins Boot holten. Wir taten dann erstmal das, was jeder guten Planung voransteht: Einen eigenen Skype-Chat eröffnen und ein Etherpad einrichten 😉 . In diesem bastelten wird dann am Exposé, stellten mittendrin fest, dass eine andere Region Myranors viel besser zum Abenteuer passen würde, änderten den Arbeitstitel von „Schicht im Schacht in Hjadlinggard“ zu „Fear and Loathing in Lorthalion“, überlegten schonmal prophylaktisch, wie man Helden ins entlegene Lordal bekommt und schickten das Ganze dann an Uhrwerk. Ende 2014 kriegten wir dann das Okay und konnten sozusagen loslegen.

Eiiigentlich wäre das auch eine ganz entspannte Sache geworden und wir hätten bis August Zeit für den ersten Entwurf gehabt, allerdings gab es dann aus Gründen des DSA5-Umstiegs doch eine frühere Deadline, so dass wir dann doch etwas schneller mit dem Schreiben loslegen (und fertigwerden) mussten.

Neben dem eigentlichen Schreiben gab es dann noch andere, sehr coole Aufgaben, zum Beispiel eine Idee fürs Cover zu entwicklen und zu beschreiben, Illustrationsbeschreibungen zu machen (und Skizzen anzuschauen und Verbesserungen vorzuschlagen) und dergleichen. Die Illustratorin unseres Abenteuers ist Janina Robben, die unseren Vorgaben sehr tolle Bilder gemacht hat. Das Gefühl, zum ersten Mal eine Zeichnung zu sehen, die etwas illustriert, was dem eigenen Hirn entsprungen ist, ist jedenfalls großartig! Das Cover wiederum stammt von Anja di Paolo und gefällt mir auch sehr gut, auch wenn es schon eine längere Diskussion darüber gab, ob der gezeigte Bärenmensch nicht zu sehr wie ein Bär mit Axt aussieht. Aber ich find es nach wie vor super, vor allem die echt arschtretende lordaler Kriegerin. Übrigens ist die gezeigte Szene eine, die im Abenteuer auch so tatsächlich passieren kann, wenn die Helden an Station X Option Y wählen.

Viel Spaß hatten Andreas und ich auch mit dem Designen eines Dungeons, was heutzutage ja per Skype und einem praktischen Online-Tool, in dem man zu mehreren an einem Bild herumkrizzeln kann, auch über Entfernung gut funktioniert. Nach den ersten Versuchen („Das … sieht jetzt aus wie ein Schaubild aus dem Sexualkundeunterricht der 7. Klasse…“) fanden wir dann auch ein meiner Meinung nach sehr nettes und ungewöhnliches Design. Also, Andreas fand. Hätten wir meinen Entwurf genommen, dürften die Helden jetzt durch eine … Gebärmutter laufen.

Die Hauptaufgabe war aber natürlich das Schreiben. Wir hatten das ja, wie gesagt, alle noch nie gemacht und dementprechend null Ahnung, wie viel Platz man eigentlich so braucht, um ein Abenteuer für den Spielleiter aufzubereiten. Insofern legten wir uns dann relativ zuversichtlich auf 72 Druckseiten, das sind etwa 300.000 Zeichen, fest. Und natürlich kam es, wie es kommen musste: Am Anfang dachten wir „oh Gott, werden wir es schaffen, so viel zu schreiben??“ und am Ende lagen wir 60.000 Zeichen drüber. Zum Glück hat der Layouter es geschafft, doch noch einen Großteil der von uns erdachten Dinge in die Seiten zu quetschen. Einiges mussten wir aber streichen, z. B. meinen absoluten Lieblings-NSC, eine Aldangara-Optimatin, die den Helden als dauerhafte Begleitung zur Verfügung steht. Auch ein lustiges Szenario zur Auflockerung, indem es um Liebesdrama in einem Dorf geht, musste rausgestrichen werden. Aber zum Glück leben wir ja in den Zeiten, wo DLCs üblich sind, so dass es alles, was aus Platzgründen rausfliegen musste, jetzt als kostenlosen Download gibt – sogar schon heute, zum Erscheinungstag des Abenteuers: KLICK!

Das Schreiben jedenfalls zog sich teilweise doch ziemlich hin und war manchmal auch gar nicht so einfach, zumal man ja vor allem so schreiben will, dass der potenzielle SL versteht, was das Ganze soll und wie die Szene im Abenteuer einzuordnen ist. Ab und zu solls natürlich auch mal nett klingen (ja, es gibt auch in diesem Abenteuer die schrecklichen, verpönten Vorlesetexte, insgesamt derer 5 auf 72 Seiten), dazu kommen so Fragen wie „welche Probenerschwernis ist hier sinnvoll“ oder „worin liegt jetzt hier genau die Herausforderung für die Helden?“. Und manchmal auch: „Wie kriegt man die SC in die potenziell sehr coole, aber auch saugefährliche Location, wenn es eigentlich Alternativen gibt?“ (Antwort: Man macht die Alternative NOCH gefährlicher! Muhaha! Aber da die Helden sowieso nirgendwo hingezwungen werden, ist das dann auch nicht so schlimm, finde ich.) Letztendlich stand dann irgendwann das Textmonstrum, wurde mehrfach überarbeitet, gegengelesen, geändert … und schließlich an den Verlag gesandt.

Nach dem Feedback wussten wir: Jo, das kommt schon so ungefähr hin, aber unser schönes Recherchekapitel ist ein echt harter Brocken, was Übersichtlichkeit und dem Transportieren der wichtigen Kerninformationen angeht. Daran haben wir dann nochmal ziemlich intensiv rumverbessert und schöne Übersichtstabellen gebastelt, so dass jetzt hoffentlich relativ schnell zu erfassen ist, was es in dem Kapitel wo zu finden gibt. Außerdem wurde einiges noch genauer ausgearbeitet, anderes wanderte dafür ins Bonusmaterial oder flog ganz raus (zum Beispiel ein weiterer Vorlesetext). Dank gebührt in jedem Fall unserem Lektor,  Tilman Hakenberg, der uns viele gute und wertvolle Tipps und Vorschläge geschickt hat, wie das Abenteuer noch besser werden kann. Dann kam noch die Phase der Fahnenkorrektur, die zum Glück, dank zahlreicher Helfer, weniger schlimm war als ich mir das vorgestellt hatte.

Erkenntnisse: 1. Man braucht immer mehr Zeichen als man denkt. 2. Blöde Vorschläge bleiben manchmal einfach bestehen, weil sie dann doch gar nicht so blöd sind („Und als drittes machen wir Wettmalen mit Fingerfarben!“ – „Actually, das ist gar nicht so doof…“) 3. Eine Stunde Telefonat ersetzt ca. 10 Stunden Chat. 4. Ich bin die Heldin der schlechten Überschriften mit dummen Anspielungen. 5. Man sollte wirklich, wirklich, wirklich immer den Mitschreibenden sagen, wie man sich das alles im eigenen Kopf so überlegt hat, und nicht annehmen, dass die anderen das eh genauso sehen. (Aber das hab ich ja im Romanprojekt schon gelernt.)

Und nun ist es fertig, das erste Abenteuer, auf dem mein Name steht. Und natürlich die Namen meiner beiden wunderbaren Mitstreiter, mit denen ich jederzeit wieder irgendwas über Riesenkarpfen schreiben würde. Oder auch alles andere. Das gedruckte Exemplar habe ich noch gar nicht in der Hand gehalten, aber das fertig gelayoutete Abenteuer zu sehen, war schon verdammt cool und irgendwie auch sehr merkwürdig, weil wir gar nicht so richtig glauben konnten, dass wir das alles irgendwie geschrieben haben 🙂 .

Übrigens: Wer jetzt findet, dass das interessant klingt, aber kein Geld dafür ausgeben will, findet bei Nandurion ein Gewinnspiel, bei dem 2 Exemplare des Abenteuers verlost werden.

4 Kommentare

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4 Antworten zu “Das Abenteuer mit dem Abenteuer

  1. Großartig!
    Ich lamentiere gerade, dass ich schon seit Jahren keine DSA Gruppe mehr habe, weil ich das natürlich schon aus Pronzip sofort spielen würde.

    Super Gratulation zur Veröffentlichung!

    • Danke schön! 🙂
      (Und wenn du willst, kannst du gerne bei meiner Gruppe mal mitspielen – wobei es dann wohl nicht dieses Abenteuer wäre, sondern was anderes.)

  2. Ich hab mit Rollenspielen nix am Hut, aber das klingt echt total interessant. Coolio, Daumen hoch! 😀

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