Monatsarchiv: Mai 2015

Rezension: Die Geister des Landes 3 – Aus der Tiefe

Gdl coverTreffen sich ein Werwolf, eine Hexe und eine Juffer im Puff, um die Welt zu retten. Naja, oder zumindestens die Eifel. Und nein, diese Situation ist jetzt keine von mir erdachte Überspitzung, diese Szene gibt es wirklich im dritten und finalen Band der Geister des Landes-Trilogie von Judith C. Vogt. Aus der Tiefe ist schon vor mehreren Wochen erschienen und netterweise habe ich wieder ein Rezensionsexemplar erhalten.

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Previously on …

Wir erinnern uns: In der Eifel erwachen die Sagengestalten, unheimliche Männer und Frauen ohne Gesicht planen üble Dinge, und die drei Nerds Dora, Gregor und Edi werden von Fiona, die prophetische Träume hat, in all das hineingezogen. Am Anfang von Band 3 sind die vier Jugendlichen bereits ein eingeschworenes Team, auch wenn es immer wieder mal Streit, romantische Zerwürfnisse und anderen Ärger gibt. Und nun ist endlich die Zeit gekommen, um den Gesichtslosen endgültig das Handwerk zu legen oder dabei unterzugehen.

Finale, oooh-ohhhh…

Wenn das Erzähltempo schon in Band 1 und 2 hoch war, so legt die Autorin gerade zu Anfang von Aus der Tiefe nochmal eine ganze Schippe drauf. Im ersten Drittel des Buches überstürzen sich die Ereignisse geradezu und es passieren auch jede Menge Dinge, die ich so wirklich nicht erwartet hätte. Aber da ich hier nichts spoilern will, belasse ich es mal bei diesem vagen Hinweis. Ich WTF-te beim Lesen jedenfalls öfter vor mich hin, aber auf die gute Art und Weise, da die Wendungen zwar überraschend sind, aber dabei trotzdem plausibel und nachvollziehbar bleiben.

In der Mitte des Buchs wird das Tempo dann gedrosselt, die Handlung fächert sich auf und jeder der vier Protagonisten geht seine eigenen Wege. Außerdem passiert, was nach mehreren Monaten, in den die Sagengestalten durchs Land toben, passieren muss – es werden mehr Leute auf das Geschehen aufmerksam. Die vier Jugendlichen sehen sich mit Polizisten, Lehrern, Elternteilen und anderen Erwachsenen konfrontiert, von denen einige Helfer, die anderen eher Hindernisse darstellen. Ich finde es gut, dass diese logische und im Prinzip überfällige Entwicklung im Buch ihren Platz hat, es nimmt aber halt ein wenig die Geschwindigkeit und das „the four of us against the world“-Gefühl raus.

Das Finale findet dann an mehreren Schauplätzen und auf mehreren Ebenen statt. Jede der vier Hauptfiguren hat ihren eigenen Kampf auszufechten. Auch das war irgendwie anders, als ich es im Vorfeld erwartet hatte – ich hatte ja irgendwie mit einem coolen Dora-Edi-Fiona-Gregor-Slow-Motion-Walk in die Zentrale des Bösen gerechnet. Tatsächlich ist im Finale dann jeder erst einmal auf sich gestellt, was mir, als die Erwartungshaltung überwunden war, auch ziemlich gut gefallen hat. Es gibt also nicht den einen großen Showdown, sondern es passiert an verschiedenen Schauplätzen ziemlich viel, es gibt Action und Drama und am Ende dann doch – so viel sei verraten – ein ziemliches Happy End.

Durch die vier parallel ablaufenden Handlungsstränge musste ich tatsächlich, als ich das Buch zuklappte, erstmal kurz durchatmen und im Kopf sortieren, was im Finale nun alles passiert ist. Da geht es nämlich wirklich drunter und drüber. Wie ich das Ende nun finde? Da bin ich etwas zwiegespalten – einerseits freut es mich für die Charaktere, mit denen ich 3 Bücher lang mitgefiebert habe, dass alles am Ende doch gut wird, andererseits steh ich ja eher auf Enden, in denen eben nicht alles gut ist. Also wenns nach mir gegangen wäre, hätte das Ende ruhig noch etwas weniger glücklich sein können. Aber andererseits ist die Trilogie ja auch eine Jugendbuchreihe und vielleicht sieht die Zielgruppe das dann eben doch sehr viel anders als ich.

Apropos Jugendbuch: Nach wie vor finde ich, man kann die 3 Bücher auch als Erwachsener wunderbar lesen, weil es einfach nicht so wahnsinnig viele Dinge gibt, die man mit 16 vielleicht toll, mit 30 aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit scheiße findet. Es gibt keine „sie ist so toll und jeder liebt sie, aber sie merkt gar nicht, welchen Einfluss sie auf ihre Umwelt hat“-Protagonistin (ja, weibliche Form, in männlich kenn ich sowas gar nicht), es gibt zwar Liebeskuddelmuddel, aber kein Love Triangle, das sich über 3 Bände zieht. Und trotzdem sind die vier Hauptfiguren ganz unverkennbar noch sehr jung, was zum Glück aber eher amüsant als irgendwie nervig ist.

Wunderbares Lieblingszitat hierfür:

„Er war so verwegen, dass er auf ihre Schuhspitzen statt auf seine eigenen starrte.“

Etwas verschwommen, aber: Da steht mein Name :)

Etwas verschwommen, aber: Da steht mein Name 🙂

Last but not least ist da natürlich der Nerd-Content. Der ist auch im finalen Band wieder reichlich vorhanden, auch wenn die vier selbsternannten Helden nun wirklich keine  Zeit mehr haben, Rollenspiel zu machen. Das Buch geht schon sehr gut damit los, dass eins meiner Lieblingszitate aus Doctor Who als Einleitung verwendet wird (auch wenn – Achtung supernerdklugscheißen – „A good man goes to war“ in der Serie nicht von River zitiert wird). Auch im Rest des Buches wimmelt es vor nerdigen Zitaten und Anspielungen, was mich beim Lesen mehr als einmal schmunzeln ließ. Außerdem entdecken die 4 Nerds auch immer mehr das Internet für sich und weiten den Kampf gegen die Unscheinbaren auf die sozialen Medien aus. Highlight des ganzen Online-Krams war es natürlich, meinen eigenen Twitternamen im Buch zu entdecken! Ich hatte schon völlig vergessen, dass Judith mal gefragt hatte, wer sich denn freiwillig meldet, um erwähnt zu werden. Insofern war das eine schöne Überraschung beim Lesen 🙂 .

Wunderbares Lieblingsnerdzitat:

„Später. Später irgendwann, so, wenn alles in die Luft fliegt und wir an vereisten Klippen hängen. Dann sage ich: Ich liebe dich! Und sie sagt: You know nothing, Gregor Unger!“

Fazit

Es gilt, was eigentlich auch schon für Band 1 und 2 galt: Die Geister des Landes ist unterhaltsame und spannende Lektüre, von Nerds für Nerds und mit vielen interessanten Einblicken in die Sagenwelt der Eifel. Aus der Tiefe ist ein gelungener Abschluss der Trilogie – und ein bisschen traurig war ich schon, dass ich mich nun von Dora, Gregor, Edi und Fiona verabschieden muss.

Vielen Dank an Judith C. Vogt und den Ammianus-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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