Please don’t stop the music

Der Mai ist nun fast vorbei – höchste Zeit, noch was zum diesmonatigen RSP-Karneval zu schreiben!

Diesen Monat geht es also um Musik im Rollenspiel.

Wie sich in den übrigen Beiträgen der beteiligten Blogs gezeigt hat, kann man sich über das Für und Wider von Musik am Spieltisch trefflich streiten.  Letztlich ist es wohl einfach auch Geschmackssache, ob man gerne mit Musik spielt oder nicht.  Insofern kann ich hier ohnehin nur meine eigene Meinung kundtun. Und die ist ganz klar: Daumen hoch für Hintergrundmusik!

Übung macht den Meister

Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie es war, als der SL meiner Hauptrunde den Entschluss fasste, es in Zukunft mal mit Musikuntermalung zu versuchen. Beim allerersten Versuch (das Finale von Albtraum ohne Ende) war ich noch nicht in der Gruppe (damals war das Experiment wohl eher als gescheitert zu bezeichnen gewesen). Versuch 2 gab es dann im Abenteuer „Die unsichtbaren Herrscher“.  Ich weiß nicht mehr genau, wie viele verschiedene Musikstücke der SL verwendet hat, es dürften so 6-7 gewesen sein. Irgendwann gegen Ende des Abenteuers gingen mir die oft eingesetzten Tracks so auf die Nerven, dass ich dann darum bat, sie weniger oft zu spielen. Aber es waren auch schon einige Sachen dabei, die sich bis heute erhalten haben (z. B. das Stück „The ants go marching“ aus dem Die Hard 3 OST (ja ich weiß, dass es nicht ursprünglich daher kommt… 😉 ) als Untermalung für völlig übertrieben stolze Horasier.

Das ist inzwischen bestimmt schon 6 Jahre her und seitdem ist es dann langsam so geworden, dass wir eigentlich immer mit Musik spielen. In der Mediathek des Herrn Mitbewohners befinden sich mittlerweile hunderte von Stücken.  Quelle sind diverse Filmsoundtracks und z. B. auch die CDs von Erdenstern. Neben reinen Musikstücken sind da auch reine Hintergrundgeräusche bei oder eine Mischung aus Hintergrundsound und Musik. Inzwischen kriege also selbst ich es hin, mir für meine nicht so häufigen Meistereinsätze passende Musik rauszusuchen.

Zugegebenermaßen war es für unseren SL echt viel Arbeit, die er sich gemacht hat. Eine Zeitlang hatte ich wirklich das Gefühl, er bereitet 4 Stunden lang das Abenteuer vor und sucht dann 8 Stunden lang nach passender Musik (ja klar, das gehört natürlich an sich auch zur Vorbereitung 😉 ). Aber inzwischen geht es meistens immer recht schnell, da die Tracks schon vorhanden sind und nur noch ausgewählt werden müssen. Ab und an bastelt er aber doch nochmal was neues. Überhaupt hat er viele tolle Dinge mit so nem Musikbearbeitungsprogramm gemacht – z. B. einen Dschungel mit ungefähr 20 verschiedenen Tonspuren, Tavernengeräusche mit nem Barden im Hintergrund, einen Track für maraskanischen Kladj…inzwischen haben wir echt viel, was man verwenden kann.

Wie ich Musik benutze

Wenn ich selber leite, muss ich auf die schon vorhandenen Stücke zurückgreifen, weil ich keine Ahnung habe, wie man selber Musik bearbeitet oder schneidet. Ich suche mir also die Sachen raus, die ich brauche: Dabei habe ich meistens einige Tracks, die ich nur einmal abspielen will (z. B. für den sich öffenden Dungeon oder den ersten Anblick einer Stadt oder das Auftauchen eines Geistes etc.), andere sind als Hintergrundmusik da (z. B. Waldgeräusche, Regen, Tavernengeräusche, Musik für eine längere Szene, wie z. B. eine Feier, den Aufenthalt in einem bestimmten Ort etc.). Die Stücke sind alle rein instrumental, allerhöchstens mal mit so nem „Ahhhaaaahha“-Chor im Hintergrund.
Die Tracks pack ich dann in meinem Musikbearbeitungsprogramm  in ein gesondertes Album (dem ich meist den Titel des Abenteuers gebe), benenne die einzelnen Stücke so, dass ich weiß, wann ich sie abspielen muss („Wald“, „Kampf“, „Der Geist erscheint“, „Grillenzirpen“ und so weiter), hau das Album auf meinen Ipod – fertig. Am Spielort wird der Ipod dann an die Anlage angeschlossen, ich stelle ein, dass alle Tracks als Endlosschleife laufen und dann wars das eigentlich schon fast. Nur halt zu den passenden Szenen das richtige Stück anstellen und gegebenenfalls noch die Lautstärke regeln.

Das ist jetzt natürlich nur meine Methode. Viele SL spielen ja eh schon mit dem Laptop hinterm Meisterschirm und können die Musik dann darüber abspielen. Und es gibt sicher noch diverse andere Methoden für den Musikeinsatz.

Warum ich Musik beim Rollenspiel toll finde

Ich bin in den letzten Jahren wirklich zum Fan von Musikeinsatz am Spieltisch geworden. Musik transportiert einfach sehr gut Stimmungen und Emotionen, so dass man sich viel schneller in die jeweilige Szene reinversetzen kann. Grade wenn man am Anfang vielleicht noch nicht so richtig „drin“ ist im Abenteuer und der Szenerie, weil man vielleicht ein Abenteuer in den Tulamidenlanden spielt, aber als Spieler halt grade durch den Schnee zum Spielort gestapft ist, sich dann nen heißen Tee zum Aufwärmen gekocht und eben noch mit den Mitspielern über die neue Folge von Serie X diskutiert hat – sobald dann die orientalisch Musik einsetzt, alles verstummt und der SL anfängt, den Anblick von Khunchom bei Sonnenuntergang zu beschreiben, bin ich drin im Abenteuer. Meistens jedenfalls. Ist übrigens noch ein Vorteil von Musik: Man kann sehr gut damit den Beginn der Spielsitzung einläuten und signalisieren, dass jetzt nicht mehr gelabert werden soll 😉

Meiner Meinung nach werden auch z. B. Kämpfe sehr viel cooler durch Musik. Da die Hektik eines Kampfes ja irgendwie immer dadurch ausgebremst wird, dass man dabei so viel würfelt wie sonst am ganzen Abend nicht, kann passende Musik dafür sorgen, dass man trotzdem in „Kampflaune“ bleibt. Ähnliches gilt bei Verfolgungsjagden, Lawinen und so weiter.

Besonders schick isses natürlich, wenn bestimmte Dinge im Rollenspiel ihren eigenen „Sound“ haben. In meiner Runde haben einige Städte schon ihr Titelthema, das immer gespielt wird, wenn die Stadt erreicht wird/das Abenteuer dort startet. Manche sehr prägnante Stücke hatten wir auch als Titelthema für Kampagnen oder Abenteuer. In meiner Jahr-des-Feuers-Runde haben wir am Anfang immer zur Einstimmung das „Gloria“ aus dem Soundtrack von „König der letzten Tage“ gehört (übrigens ein großartiges Stück). Leider schlief das dann irgendwann ein.  Oder beispielsweise haben wir in der Hinter-dem-Horizont-Runde ein Stück, das irgendwie gleichzeitig unser Schiff, den Erfolg der Reise und unsere Kapitänin symbolisiert (finde ich zumindest).

Ums kurz zu machen – mit Musik macht mir das Spielen mehr Spaß, ich kann mich besser reinversetzen, manche Szenen fühlen sich einfach heroischer oder dramatischer an.

Die Schattenseite am Musikeinsatz

Natürlich habe ich auch schon schlechten Musikeinsatz erlebt. Von so Kleinigkeiten wie der nicht ausgestellten Shufflefunktion (kommt gut, wenn der Player auf einmal von Hintergrundsound auf Rammstein umspringt…*g*), abstürzendem Ipod, knackenden Boxen und dergleichen abgesehen, habe ich auch schon erlebt, wie ein SL entweder etwas völlig seltsames als Musik ausgewählt hat oder ewig brauchte um den richtigen Track zu finden oder die Musik einfach zu lange in Endlosschleife laufen ließ und der Track zu aufdringlich war und dann irgendwann nervte.  So ganz schlimme Dinge wie z. B. eine Runde, in der einfach eine beliebige CD im Hintergrund lief, hab ich zum Glück noch nie erlebt.

Ganz klar: Musik einzusetzen ist viel Arbeit und erfordert eine gewisse Übung. Wenn ein SL eh schon zeitlich knapp dran ist und grad noch so das Abenteuer vorbereitet bekommt, bin ich die letzte, die dann meckert, wenn es keine Musik gibt (denn: lieber keine Musik als schlechte Musik 😉 ). In meiner „oldschool“-Runde bin ich nach wie vor die Einzige, die mit Musik leitet und alle anderen finden das halt überflüssig oder störend. Trotzdem ist das für mich kein Grund, da nicht mehr mitzuspielen (ich gebe aber zu, dass ich die Musik schon immer wieder vermisse). Das Ganze ist halt eher ein Kann und kein Muss und sollte meiner Meinung nach beim Vorbereiten auch eher hintenan gestellt werden, denn was nützt mir die Musik, wenn der SL dafür keinen Plan vom Abenteuer hat…

Live-Musik?

Leider hab ich es tatsächlich noch nie erlebt, dass am Tisch tatsächlich mal gesungen oder ein Instrument gespielt wurde (also von den Helden – mein SL hat schon gelegentlich bei der Darstellung von NPCs gesungen). Ich würde unheimlich gerne mal ausprobieren, wie das so rüberkommt und ob das das Spiel bereichern kann. Dass solche Aktionen selbst bei guten Sängern/Musikern nur selten vorkommen sollten, da es ja nicht hauptsächlich darum geht, den anderen was vorzutragen, ist wohl klar, aber ich würde das dennoch gern mal testen. Leider muss ich selber sagen, dass ich mich bisher auch noch nie getraut habe, am Tisch zu singen. Das liegt zum einen daran, dass ich jetzt eh nicht so unbedingt diejengie bin, die sich spontan vor Leute stellt und anfängt zu singen – zum anderen ist das Problem halt auch immer, was man denn zum besten geben sollte. Da haben es vielleicht Spieler anderer Systeme leichter, in denen es okay wäre, denn der eigene Held irgendeinen bekannten Song trällert. Da ich ja nunmal nur DSA spiele, müsste es halt irgendwelches Mittelaltergedöhns sein, möglichst noch mit abgeändertem Text…und da sind wir wieder bei meinem leicht *hust* übertriebenen Anspruch, was Texte angeht. Ich würde vermutlich ein Jahr daran rumfriemeln und wäre immer noch nicht zufrieden. Andererseits würden sich mir auch die Fußnägel hochrollen, wenn irgendwer was im Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Style von sich gibt. Also vielleicht isses besser, dass wir da doch noch keine Live-Musikeinsätze am Tisch hatten… 😉

Abenteuer mit Musikbezug

Noch etwas, was ich sehr gern nochmal öfter hätte – Musik, die auch vom Text her ins Abenteuer passt. Wie schon oben erwähnt, haben wir eigentlich immer reine Instrumentalstücke, die das Abenteuer sozusagen als Soundtrack untermalen. Wir spielen halt in einer mittelalterlichen Welt, wo ein Barde zwar mal vorkommt, aber nicht ständig an jeder Ecke Musik erschallt.
Wir hatten allerdings mal einen Versuch gemacht, nach dem „Pool“-System eine kleine Kampagne zu spielen, die an die Serie „Heroes“ angelehnt war (war leider weniger toll als gedacht bzw. nicht unbedingt das richtige System, so dass wirs dann gelassen haben). Da gab es dann eine Szene, in der ein Amokläufer in der Hamburger Uni rumlief und über die Lautsprecher „When the man comes around“ von Johnny Cash abspielte. Das lief dann auch – versetzt mit Schreien und Schussgeräuschen – am Spieltisch und das war verdammt cool. Sowas hätte ich gern öfter nochmal. Aber dazu müsste ich wohl ein anderes System spielen 😉

So – das wars dann auch schon mit meinem Beitrag zum diesmonatigen RSP-Karneval Flöten, Sänger, Synthesizer. Die restlichen Beiträge findet ihr im Link.

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